von Almuth Zipf
Eine neue Woche hat begonnen. Und viele Menschen hoffen, dass sich diese Woche wieder etwas mehr nach der Normalität von „davor“ anfühlen wird.
Aber weil die Corona-Regelungen gelockert werden, gibt es auch viele Bedenken und Ängste. Und wir alle haben eine noch größere Verantwortung füreinander.
Deswegen bitten wir Gott um Umsicht und Geduld für unseren Alltag. Besonders geeignet scheinen mir dazu Worte von Antoine de Saint-Exupéry. Er formuliert in einem Gebet vieles von dem, was auch wir in unserer Zeit erbitten können. Es ist gut, dass es Gebete gibt, in die wir einstimmen können.
Ich lade dazu ein, zwischen den Absätzen inne zu halten und dem Gebet nachzuspüren. Welches Beispiel für diese Bitte findet sich in deinem Leben aktuell? Welche Gedanken stößt diese Bitte bei dir an? Auch diese Anliegen dürfen -laut oder leise- vor Gott gebracht werden.
„Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr, sondern um Kraft für den Alltag. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte. Mach mich findig und erfinderisch, um im täglichen Vielerlei und Allerlei rechtzeitig meine Erkenntnisse und Erfahrungen zu notieren, von denen ich betroffen bin.“
…in der Stille dem nachspüren…
„Mach mich griffsicher in der richtigen Zeiteinteilung, schenke mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, was erstrangig und was zweitrangig ist. Ich bitte um Kraft für Ordnung und Maß, dass ich nicht durch das Leben rutsche, sondern den Tagesablauf vernünftig einteile, auf Lichtblicke und Höhepunkte achte, und wenigstens hin und wieder Zeit finde für einen kulturellen Genuss.“
…in der Stille dem nachspüren…
„Laß mich erkennen, daß Träume alleine nicht weiterhelfen, weder über die Vergangenheit, noch über die Zukunft. Hilf mir, das nächste so gut wie möglich zu tun und die jetzige Stunde als die wichtigste zu erkennen.“
…in der Stille dem nachspüren…
„Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müßte im Leben alles glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, daß Schwierigkeiten, Niederlagen, Mißerfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen.“
…in der Stille dem nachspüren…
„Erinnere mich daran, daß das Herz oft gegen den Verstand streikt. Schick mir im rechten Augenblick jemand, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu sagen. Ich möchte dich und die anderen immer aussprechen lassen. Die Wahrheit sagt man nicht sich selbst, sie wird einem gesagt.“
…in der Stille dem nachspüren…
„Ich weiß, daß sich viele Probleme dadurch lösen lassen, daß man nichts tut. Gib, daß ich warten kann.“
…in der Stille dem nachspüren…
„Du weißt, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen. Gib, daß ich diesem schönsten, schwierigsten, riskantesten und zartesten Geschenk des Lebens gewachsen bin. Verleih mir die nötige Phantasie im rechten Augenblick ein Päckchen Güte, mit oder ohne Worte, an der richtigen Stelle abzugeben. Mach aus mir einen Menschen, der einem Schiff mit Tiefgang gleicht, um auch die zu erreichen, die unten sind.“
…in der Stille dem nachspüren…
„Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen. Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern was ich brauche. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte!“
Amen.
Antoine de Saint-Exupéry, 1900 – 1944