Praytime 16: Zoom out

Von Stefan Harrer

Was soll das? Zufällig findet Frau Händel auf dem Küchentisch eine Seite aus dem Oratorium, an dem ihr Mann gerade arbeitet – und die enthält nur einen Takt, nur in Moll! Gar nicht gut klingend, findet sie. Was hat er sich nur dabei gedacht? Na, zu diesem misstönenden Fragment wird sie ihren Georg Friedrich mal ins Gebet nehmen müssen, denn eigentlich ist er doch gar kein so schlechter Komponist…

Finde ich übrigens auch, denn das Oratorium „Der Messias“ mit mehr als 200 Seiten ist ein Meisterwerk Georg Friedrich Händels und gehört bis heute zu den populärsten Werken geistlicher Musik des christlichen Abendlandes. Aber fühlen wir uns nicht auch wie Frau Händel dieser Tage? Diese dissonanten Corona-Molltakte machen doch keinen Sinn, oder? 

Vergessen wir aber dabei nicht, dass unsere Perspektive wie durch ein Schlüsselloch ist: wir sehen nur einen kleinen Ausschnitt. Erahnen wir, dass es eine Erklärung für diese Zeit geben könnte, die wir einfach noch nicht kennen oder erfassen können? Lassen wir vielmehr dem Komponisten dieser himmlischen Symphonie sein Werk fortschreiben und vertrauen ihm. Gewiss, es wird darin gute Tage geben, wie auch mollig schwergängige. Aber Gott ist in all unseren Tagen gegenwärtig und er gebraucht beides, hoch und tief, hell und dunkel, um sein Kunstwerk zu malen, seine liebevollen Pläne zu vollenden. Verändern wir unser Perspektive und versuchen wir, durch seine Augen zu blicken: zoomen wir aus dem Detail ins große Ganze. Wir sehen nur einen Takt, Gott sieht die ganze Sinfonie mit der kommenden Herrlichkeit des Himmels als Schlusstakt.

Gebetszeit: auf Psalmweg No. 5 wandeln…

  • …Herr, höre meine Worte, mein Seufzen, mein Flehen, mein Bitten, mein Rufen…

Bringen, wir vor Gott, was unser Herz eng macht, unausgesprochen oder ausgesprochen, geben wir unsere Sorgen an Gott in einem Sorgenübergabevertrag ab. Zeigen wir nicht Gott, wie groß unsere Probleme sind, sondern unseren Problemen, wie groß unser Gott ist.

  • …Doch mir erweist du große Güte, du hast einen Plan für mein Leben…

Reden wir voll Freude, über Gottes Güte, und erinnern uns an all die guten Dinge, die er in unserem Leben geschehen lässt und danken wir dafür. Blicken wir auf die noch ungehobenen Schätze seiner Verheißungen.

  • …Freuen sollen sich alle, die sich auf dich verlassen, schützend umgibt sie deine Liebe…

Tauchen wir in Gottes Frieden ein: Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn.

Mitnehmsel:

Die CD „Der Messias“ auflegen und in christliche Heilsgeschichte eintauchen, beginnend mit alttestamentlichen Prophezeiungen, dem Leben Jesu, als Erfüllung der Prophezeiungen und sein erhofftes zweites Kommen: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet!“