von Pastorin Almuth Zipf und Pastor Markus Bauder
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Lied 241, 1-4: Auferstanden, auferstanden ist der Herr.
Lesung: Markus 16,1-8 nach der Übersetzung Zürcher Bibel
Das leere Grab
1 Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. 2 Und sehr früh am ersten Tag der Woche kommen sie zum Grab, eben als die Sonne aufging. 3 Und sie sagten zueinander: Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? 4 Er war sehr groß. Doch wie sie hinschauen, sehen sie, dass der Stein weggewälzt ist. 5 Und sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem langen, weissen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr. 6 Er aber sagt zu ihnen: Erschreckt nicht! Jesus sucht ihr, den Nazarener, den Gekreuzigten. Er ist auferweckt worden, er ist nicht hier. Das ist die Stelle, wo sie ihn hingelegt haben. 7 Doch geht, sagt seinen Jüngern und dem Petrus, dass er euch vorausgeht nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. 8 Da gingen sie hinaus und flohen weg vom Grab, denn sie waren starr vor Angst und Entsetzen. Und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich.
Impuls
Wer wälzt uns den Stein? Schweren Schrittes gehen die drei Frauen zum Grab. Seit zwei Nächten war er nun tot. Zeit, seinen Leichnam einzubalsamieren, so wie es Brauch ist. Aber wer wälzt uns den Stein? Vor Trauer und Sorge gebeugt, gezeichnet gehen sie Richtung Grab. Der, den sie liebten ist tot. Die Hoffnung am Ende. Sie fürchten, ahnen, wissen, was sie erwartet. Es wird schwer. Sie gehen trotzdem. Aber wer wälzt uns den Stein?
Der Stein ist groß und schwer. Unmöglich, ihn allein zu bewegen. Fast ein Symbol ihrer Verzweiflung.
Vieles kann uns zu solch einem großen Stein werden. Gerade in diesen Zeiten. Zeiten von Corona.
Bin ich selbst betroffen? Sind es Angehörige?
Türen zu alt gewordenen Eltern oder Angehörigen sind verschlossen. Pflegeheime, Krankenhäuser sind verschlossen. Wer öffnet die Türen?
Wie wird es weitergehen? Mit mir? Mit uns? Mit der Arbeit? Mit der Wirtschaft? Völlig offen, wie das werden soll? Und wann?
Und wird es wieder normal? Oder ist inzwischen alles irgendwie anders und wird auf immer anders sein?
Wer wälzt den Stein?
Der Stein ist nicht nur ein Symbol der Sorge und der Verzweiflung, er ist auch ein Bild für den verschlossenen Weg zu Gott.
Wie kann Gott das zulassen? Wie kann er Jesus sterben lassen? Wie kann er selbst gleichsam in Jesus sterben? Wieso greift er nicht ein, wenn er doch gut und allmächtig ist? Oder soll ich besser sagen, sein soll…?
Wer wälzt den Stein?
Gott, ich suche dich. Bin schon lange auf dem Weg. Immer wieder bin ich gescheitert. Mit anderen. Alleine. Wer wälzt den Stein?
Der Stein ist weg. Überraschung. Wodurch oder durch wen auch immer. Unsere große Sorge, das worüber wir uns soo viele Gedanken machten, einfach verschwunden. Wie kann das sein?
Aber sehr viel weiter sind die Frauen dadurch nicht. Ihr Problem ist gelöst, aber es hilft erstmal noch nicht viel.
Corona wird irgendwann vorbei sein. Irgendwann wird die Politik entscheiden, dass wir wieder zur Normalität zurückkehren können. Langsam zwar und mit dem nötigen Abstand. Aber immerhin.
Auch andere Sorgen und Probleme sind irgendwann vorbei. Oft denke ich: „Morgen um diese Zeit …“ oder „nächstes Jahr um diese Zeit …“ und weiß heute schon, dass dann das, was mich heute quält, vorbei sein wird.
Wie auch immer? Wodurch auch immer? Es ist vorbei. Vorübergegangen.
Haben wir selbst zu einer Lösung beigetragen? Waren es andere? Hat sich die Sorge und Not von selbst verflüchtigt?
Der Stein ist weg.
„Jesus ist auferstanden! Er ist nicht hier. Geht nach Hause.
Der Bote spricht, erläutert, rät. Unfassbares. Nie dagewesenes. Der schwarze Schwan. Gegen die Einbahnstraße. Was nicht geht, soll plötzlich möglich sein. Naturgesetze ausgehebelt. Aus Tod wird Leben, der Stein kann fliegen.
Der Weg zu Gott ist frei. Das Leben siegt. „Es ist vollbracht!“ Am Ende wird eben doch alles gut.
Aber wo ist er? Nicht im Grab. Nicht in Jerusalem. Nur ein Bote. Nur ein Versprechen. Nur ein Wort. Ein Wort, das hilft. Aber noch nicht viel. Wenn er nicht hier ist, wo ist er dann?
Etwa zuhause? Heute hier in meinem Heim? Dort, wo ich gerade bin? Dort, wo du gerade bist?
Das wäre was!
In die Furcht mischt sich Hoffnung, in Dunkelheit ein Funken Licht. Freude, der man noch nicht traut. Man kann es nicht glauben. Und möchte es doch.
Ein seltsamer Zustand: unsichere Freude, zaghafter Mut, zögernde Schritte. Soll ich oder soll ich nicht?
Geht der unscheinbare Same jetzt auf, oder nicht? Ist er mehr als ein kleines Sandkorn. Wird Corona tatsächlich verschwinden und wir uns eines Tages wieder fröhlich feiernd in der Kirche treffen können. Oder in den Straßen. Feste und Feiern.
Man mag es noch gar nicht glauben. Und möchte es doch.
Die Sorge um Menschen, die Not und Verzweiflung, der Tod überwunden. Verschlungen vom Leben. Und von der Freude. Frische Farben, Licht und Freude.
Man kann es kaum glauben. Und möchte es doch.
Liebe überwindet den Hass. Freundlichkeit die Unfreundlichkeit. Solidarität siegt gegen den Egoismus. Gemeinsam ist besser als einsam.
Man kann es kaum glauben. Und möchte es doch.
Eines schönen Tages – der Tag war wirklich schön und unvergessen – tauchen die Frauen auf und sagen: wir haben IHNgesehen. Und gehört. Zuerst wussten wir es nicht. Und dann haben wir IHN auch nicht mehr gesehen. Aber er war es auf jeden Fall. Er lebt. Es stimmt. Der Bote hatte recht. Er ist auferstanden!
Leuchtende Gesichter und eine Freude, die niemand mehr nehmen kann. Begeisterung, die sich Bahn bricht und jeden erfasst. Ungefragt.
Damals und heute.
Er war es! Er ist es! Ich habe ihn gespürt! Ich habe ihn gesehen/erlebt!
Ich glaube es. Ich glaube ihm.
Und deshalb habe ich Hoffnung. Sehe ich Licht. Habe ich Mut. Freue ich mich.
Trotz der Steine, die noch nicht gewälzt wurden. Trotz Corona. Trotz der Not und Verzweiflung, die noch nicht gewichen ist. Trotz dem Zweifel, der noch nicht völlig überwunden ist. Trotz der Angst, die mich noch lähmen will.
Habe ich Hoffnung. Und Mut. Und Zuversicht.
Und gehe weiter. In diesen Tag. In mein Leben. Gemeinsam mit Euch. Gemeinsam mit allen.
Als Menschen. Als Christen. Als Kranke und Gesunde. Als Junge und Alte. Als Hiesige und Neudazugekommene.
Gemeinsam mit Gott. Der lebt. Und mich besucht. Der Dich besucht. Zuhause. Auf Arbeit. Dort, wo Du bist. Und Dir begegnet.
Siehst Du Ihn? Hörst und spürst Du Ihn? Erkennst Du Ihn?
Es ist Ostern!
Der Anfang ist gemacht. Gott sei dank!
Amen.
-Stille-
Gebet und Vater Unser
Lebendiger Gott,
wir danken dir für Ostern. Du hast die Zeichen neu gesetzt und die Welt umgedeutet. Jesus Christus lebt! Er begegnet uns noch heute, damit wir diese Wahrheit erfahren und glauben können.
Wir bitten dich, begegne uns auch in diesem Jahr an Ostern. In dieser seltsamen Zeit. Begegne uns als Hoffnung, Zuversicht und Mut; Dort wo wir grade sind; So, dass wir dich erkennen. Begegne uns ganz persönlich; du bist es, nach dem wir uns sehnen.
Wir bringen dir alle unsere unbeantworteten Fragen und nicht gewälzten Steine. Wir vertrauen darauf, dass du uns zum Leben leitest, auch wenn nicht alles aufgelöst wird. Wir vertrauen auf dich, weil dir die Dunkelheit und die Furcht nicht fremd ist – und du trotzdem zu uns sagst: Fürchtet euch nicht.
Wir bringen dir all die guten Überraschungen, die wir erleben. Alles bei dem unsere Arbeit Früchte trägt und Probleme sich lösen. Es ist uns ein Zeichen für deine Verheißung, dass alles gut wird. Deshalb sagst du zu uns: Fürchtet euch nicht.
Wir bringen dir unsere unausgesprochenen Hoffnungen. Das was wir ersehnen, auch das unwahrscheinliche. Bei dir ist alles möglich, deshalb trauen wir uns, dir das zu sagen was wir sonst keinem anvertrauen. Du machst uns Mut dazu und sagst: Fürchtet euch nicht.
Durch Ostern können wir darauf vertrauen, dass du in allem was wir erleben bei uns bist, dass dir nichts fremd ist. Deshalb beten wir zuversichtlich und voller Freude das Gebet, das uns alle miteinander und mit dir verbindet:
Vater unser im Himmel…
Amen.
Lied: 224, 1-4: Christ der Herr ist auferstanden.
Segen
Gott gehe vor dir auf, wie die Morgensonne und tauche alles ins Licht des Lebens.
Fürchte dich nicht!
Gott sei bei dir in den dunkeln Tagen der Verzweiflung.
Fürchte dich nicht!
Gott lebe mit dir in allem „dazwischen“, was das Leben bietet.
Fürchte dich nicht!
der Auferstandene möge dir begegnen und dich beleben.
So segne dich Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Vielen Dank für diesen Impuls und für den wunderbaren Podcast mit Musik und Gesang.
Danke an alle, die hier beteiligt waren.
Es tut mir gut, Eure Stimmen zu hören.
Es tut mir gut, Eure Gedanken nochmal nachzulesen.
Ich fühle mich ermutigt, meine unbeantworteten Fragen und die großen (für mich unwälzbaren) Steine vor den Auferstandenen zu bringen. Möge er mir helfen, die Sorgen bei ihm zu lassen und sie nicht wieder auf mich zu nehmen.
! Halleluja !