Alle Beiträge von Markus

Klopapierwährung

Auf einem zurzeit häufig geteilten Foto ist die Hutablage eines Autos zu sehen. Durch die Heckscheibe sieht man eine Rolle Klopapier. Dazu der Text: Die Polizei rät: lassen sie keine Wertgegenstände sichtbar im Auto liegen…

Klopapier als wertvolles Gut – wer hätte gedacht, dass es einmal soweit kommt…

Andererseits – wenn man keines hat, ist irgendwie auch alles sch…

Was braucht man zum Leben? Und was braucht man alles nicht? Jesus sagt mal, dass wir nach dem Reich Gottes trachten sollen, dann fallen uns die Dinge, die wir brauchen zu…

Klopapier auch? Ich denke schon. Ich wünsche uns viel Klugheit in diesen Tagen. Was brauchst du und was brauchst du erst morgen oder gar erst in einer Woche…? Und viel Vertrauen, dass Gott uns in diesen Tagen trägt und hält.

Markus Bauder

Praytime 06: unser Kapital

von Stefan Harrer

„Die Seele wandert in Sachen. Sachen erzeugen Zwänge. Zwänge verformen die Seele bis wir uns und einander fremd geworden sind. Der sich abhanden gekommene Mensch des industriellen Zeitalters weiß nicht mehr, worauf er sich bezieht. Wir sind Geiseln einer seelenlosen Dingwelt, die unsere Seelen kapert, weil sie uns zum Überleben braucht.“ Soweit Karl Marx, ein deutscher Philosoph, Ökonom und Gesellschaftstheoretiker Mitte des 19. Jahrhunderts. Diese Gedanken leben nun im Frühjahr 2020 auf eine erstaunliche Weise wieder auf. Da kommt nun dieser Corona-Erreger pandemisch daher und macht uns zu Geiseln seiner seelenlosen Virenwelt, kapert unser Leben, weil er uns zum Überleben braucht und zeigt uns dabei auf, wie wir zum Objekt unserer schönen, neuen Dingwelt geworden sind, wie das Haben unser Sein erdrückt hat, wie entfremdet wir uns selber und anderen geworden sind. Marxens Hauptschrift „das Kapital“ ist eine Analyse unserer kapitalistischen Ökonomie und Gesellschaft. Wenn man aber dem amerikanischen Vizegouverneur von Texas, Dan Patrick, dieser Tage so zuhört, könnte man meinen, wir haben daraus nichts gelernt. Dieser fordert, es könne nicht sein, dass die Wirtschaft der Corona-Krise geopfert werde. Man müsse wenigstens diskutieren, ob nicht die älteren Bürger geopfert werden sollten. Natürlich kann es sein, dass unsere Wirtschaft einen ungeheuren Schaden erleiden wird. Es kann aber auch sein, dass wir endlich unseren Kontrollverlust und was wirklich wichtig in unserem Leben ist erkennen. Dass ständiges Wachstum eine absurde Idee der Konsumgesellschaft ist, dass wir zu Marionetten der Wirtschaft geworden sind. Es wird Zeit zu spüren, was wir eigentlich tatsächlich brauchen: Gott – unser Kapital: selbstexistent, allgegenwärtig, allmächtig, allwissend, unveränderlich, souverän unendlich, ewig, heilig, gerecht, gütig, wahrhaftig, gnädig und in allem – Liebe. Nichts entgleitet seiner Kontrolle und der ihm vertraut, dem wird nichts begegnen, was der Allmächtige nicht wüsste und was nicht vorher durch den Filter seiner Liebe gegangen ist: „Das eine aber wissen wir: Wer Gott liebt, dem dient alles, was geschieht, zum Guten…“ (Röm 8, 28)

Impulse zum Gebet

Wir danken und loben Gott

  • dass wir ihm im Gebet zu allen Zeiten unser Herz ausschütten dürfen
  • dass er uns gemacht hat und uns seit Anbeginn der Zeiten kennt, unser Leben stets wohlwollend im Blick hat, auch in dieser Krisenzeit
  • für all die kleinen und großen Dinge, die mein Leben auch jetzt angenehm und schön machen
  • für seine Liebe zu uns Menschen, für seinen Sohn und Erlöser Jesus Christus der die Wahrheit, der Weg und das Leben ist

Gelobt und gepriesen seist Du Heiliger für alles was Du uns gibst, für deine Gnade und liebendes Erbarmen, denn es gibt nichts, dass nicht von Dir ist.

Wir bitten Gott

  • für Bewahrung und Schutz 
  • für die Eindämmung der Pandemie
  • für ein gutes Miteinander auch in der Entfernung
  • für alle, die durch die Coronakrise unmittelbar beeinflusst sind
  • für alle, die unsere Gesellschaft dieser Tage an vorderster Front am Laufen halten
  • dass Menschen in diesen Krisenzeiten neu aufbrechen zu Gott

Schluss:

O Gott, es gibt vieles, das ich nicht weiß. 

Es gibt vieles, das ich nicht durchschaue. 

Es gibt vieles, das ich nicht in der Hand habe.

Wenn ich mich ohnmächtig fühle, 

will ich einmal tief durchatmen und darauf vertrauen, 

dass ich nicht das Ganze bewältigen muss, sondern das tun kann, was mein Part ist.

Wenn ich verunsichert bin, will ich einmal tief durchatmen und darauf vertrauen, dass ich nicht alleine bin und dass unsere Weisheit gemeinsam reicher ist.

Wenn ich Angst habe, will ich einmal tief durchatmen und darauf vertrauen, dass ich nicht aus Gottes Nähe herausfalle, sondern dass Gottes Geist mir nahe ist.

Was ich weiß, ist: Mein Leben und meine Liebe und meine Würde reichen so viel weiter als das, was ich leisten oder tun kann.

Was ich sehen kann, ist: Nach jedem Winter kommt der Frühling und neues Leben wächst aus dem kalten Erdboden.

Was ich kann, ist tief durchatmen und dieser Welt Liebe einflößen, die sie so dringend braucht.

So will ich nicht vergessen und dafür tun: für andere sorgen. Vorsicht walten lassen. Vertrauen stärken. Den Glauben behalten! Amen.

Zuversicht (auch als Podcast zum Hören abrufbar)

Für den Podcast hier klicken

Palmsonntag, 05.04.2020 (von Markus Bauder, Esslingen)

Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den Herrn. (Ps 73,28) Amen

Präludium und erstes Lied: GB 7,1-4 (Wunderbarer König)

1. Wunderbarer König, Herrscher von uns allen, lass dir unser Lob gefallen. Deine Vatergüte, hast du lassen fließen, ob wir schon dir oft verließen! Hilf uns noch, stärk uns doch! Lass die Zunge singen, lass die Stimme klingen!

2. Himmel lobe prächtig deines Schöpfers Werke mehr als aller Menschenstärke. Großes Licht der Sonne, breite deine Strahlen, Gottes Herrlichkeit zu malen. Lobet gern, Mond und Stern, seid bereit zu ehren einen solchen Herren.

3. O du meine Seele, singe fröhlich, singe ihm, dem Schöpfer aller Dinge. Was da Odem holet, falle vor ihm nieder, singe Dank- und Freudenlieder. Unser Gott Zebaot ist allein zu loben hier und ewig droben.

4. Halleluja singe, wer den Herrn erkennet und in Christus Vater nennet. Halleluja singe, welcher Christus liebet, sich von Herzen ihm ergibet. Welch ein Heil ist dein Teil: Endlich wirst du droben ohne Sünd ihn loben.

Impuls

Liebe Geschwister,

ich möchte euch heute als erstes zu einer kleinen Übung einladen, die ich fast jeden Morgen beim Zähneputzen mache: auf einem Bein stehen. Macht das mal. Stellt euch auf das rechte Bein und zählt langsam auf zehn. Und dann auf das linke Bein. Wer die Schwierigkeit noch etwas erhöhen will, stellt sich dann auf den Fußballen. Zuerst rechts, dann links.

(Übung machen)

Spätestens jetzt wisst ihr, dass das eine ausgezeichnete Gleichgewichtsübung ist. Wer ungeübt ist, fällt leicht um. Gut, wenn man sich irgendwo festhalten kann. Und Ihr spürt, dass das anstrengend ist. Gleichgewicht halten ist für uns Menschen echte Arbeit. Die Muskulatur ist ununterbrochen damit beschäftigt, unsere Schwankungen auszugleichen. Ein höchst dynamischer Vorgang, alles andere als starr oder statisch. 

Ich habe gelesen, dass diese Art eines „flexiblen Gleichgewichts“ sehr viel stabiler ist als ein starres, statisches Gleichgewicht. Sogar Hochhäuser müssen wanken können um im Sturm stabil zu sein. Starre Dinge brechen leichter im Wind oder fallen um. Denkt an den Grashalm, der sich im Wind wiegt.

Ich möchte meine heutigen Gedanken unter die Überschrift „Zuversicht“ stellen. Und ich leite aus unserer kleinen Vorübung ein paar Gedanken zu Zuversicht ab:

1. Die Krise bringt uns (und unsere Zuversicht) aus dem Gleichgewicht.

2. Wer ungeübt ist, kann zu Fall kommen.

3. Wohl dem Menschen, der etwas oder jemand hat, an dem er sich festhalten kann.

4. Übung macht den Meister, aber üben ist auch ein bisschen anstrengend.

5. So verstanden kann uns unser „Wanken“ sogar stärker machen und unseren Glauben stabiler.

Der Psalm 73 ist für mein Thema eine sehr gute Grundlage. Da gerät ein Mensch in eine Krise und wankt ganz schön hin und her. Eine (Glaubens)Krise. Menschen geht’s gut, die es nicht verdient haben. Menschen geht’s schlecht, ihm auch, die es auch nicht verdient haben? 

Der Psalmist überlegt hin und her, bedenkt alles Mögliche, sieht das Gute, das Schwierige.

Fast wäre er gefallen – schreibt er. Und findet einen Halt. In Vers 17 heißt es: „…bis ich ging in das Heiligtum Gottes“. Gott wurde zu seinem Halt. Die Verbindung zu ihm stärkte ihn und half im Wanken Stabilität zu finden.

Aber man spürt ihm auch die Anstrengung ab.

Und die Zuversicht, dass ihn diese Krise stärker gemacht hat: Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den Herrn. Ja, er will das sogar weitergeben und anderen Mut machen.

——-

Dass wir in unserem Leben aus dem Gleichgewicht geraten, ist eigentlich nichts Besonderes. Als lebendige Wesen sind wir innerlich und äußerlich ständig in Bewegung und versuchen unser Schwanken auszugleichen. Automatisch. Wir sind nicht starr, sondern beweglich.

Aber zurzeit sind wir gewaltig aus dem Gleichgewicht geraten. Eine große Katastrophe ist über uns hereingebrochen. Die ständigen Nachrichten über die Ausbreitung des Virus. Die schiere Zahl der Infizierten und Toten. Der Stillstand in Wirtschaft und Gesellschaft. Die Angst und Verunsicherung, die das bei Vielen auslöst. Die bange Frage, wie man hier wieder rauskommt und wieviele Jobs am Ende noch da sind. Für manche scheint die Krise weit weg zu sein. Andere kennen Betroffene, haben Angst um Angehörige.

Kannst Du Dich an etwas oder jemand festhalten? An Deinem Partner vielleicht, Deiner Partnerin? Deinen Eltern? Deinen Kindern? Einem Freund, einer Freundin? Wobei einem dies in diesen Zeiten ja auch schwer gemacht wird. Wir sollen ja unsere sozialen Kontakte reduzieren. Abstand halten. Nicht besuchen, nicht berühren und anfassen. Vor allem Menschen aus Risikogruppen nicht wie unsere alt gewordenen Eltern.

Manchmal gerne, manchmal gezwungenermaßen und unsicher üben wir uns in neuen Formen des Kontaktes und des Aneinanderfesthaltens ohne uns anzufassen…

Kannst Du Dich an Gott festhalten? Was heißt das überhaupt in diesen Zeiten? In Zeiten, in denen die Kirche auch dessen beraubt ist, was sie ausmacht, nämlich dass Menschen und Gott sich begegnen und füreinander da sind.

Für meine Frau und mich ist die „Praytime“ (Gebetszeit) am Montag und Freitag, 20.15-20.30 Uhr so ein wichtiger Halt geworden. Alles vor Gott und voreinander aussprechen, was einem Sorgen macht, was einen beschäftigt und wofür man dankbar ist.

Es gibt zurzeit sehr viele solche Impulse und Angebote im Internet. Manches kann für uns ein solcher Halt sein. Auch unsere Homepage enthält weitere Angebote. Andere Bezirke bieten Livestream-Gottesdienste und anderes an. Vielleicht ist auch dieser Sonntagsimpuls, den Du gerade liest oder hörst, ein solcher Halt. Ich wünsche es Dir.

Am Montag beginnt die Karwoche, der Höhepunkt der Passionszeit. Wir erinnern uns daran, dass Jesus einen Weg des Leidens gegangen ist. Dass er sogar gestorben ist. Dass ihm also unser Leiden, unsere Irritation und unser Aus-dem-Gleichgewicht-geraten nicht fremd ist.–

Und dann gibt es noch die höchst zufriedenstellende Erfahrung, dass man es tatsächlich schafft. Manchmal überlege ich, was ich wohl dieses Jahr an Silvester denken werde, wenn ich zurückschaue: wer hätte das gedacht, dass wir das so überstehen. Dass wir zwar manches verloren haben, aber auch manches gewonnen. Hoffentlich auch die Erkenntnis, dass selbst eine solch weltumspannende Krise uns nicht endgültig aus dem Gleichgewicht bringen kann, sondern wir das überstehen. Und sogar da und dort gestärkt daraus hervorgehen. Vielleicht am Ende sogar mit mehr Zuversicht als vorher. Und vielleicht mit neuen Ideen und Vorstellungen, wie wir als Kirche unseren Glauben leben können.

Auf die Karwoche folgt Ostern. Und damit die Einsicht, dass der Tod, nicht das letzte Wort hat. Unsere Hoffnung ist begründet.

Die Krise hat uns zwar aus dem Gleichgewicht gebracht, aber wir haben Halt gefunden. In Gott, in anderen Menschen. Auf die eine oder andere Weise. Sie hat unser Gottvertrauen und unseren Zusammenhalt gestärkt und nicht geschwächt. 

Ein Text von Hanns Dieter Hüsch begleitet mich seit vielen Jahren. Da hat einer, vermutlich nach vielen „Gleichgewichtsübungen“, eine gewisse Virtuosität im Ausbalancieren des Lebens gefunden. Eine Hoffnung für mich, dass es tatsächlich gelingen kann:

Ich bin vergnügt

Erlöst

Befreit

Gott nahm in seine Hände

Meine Zeit

Mein Fühlen Denken

Hören Sagen

Mein Triumphieren

Und Verzagen

Das Elend

Und die Zärtlichkeit

Was macht dass ich so fröhlich bin

In meinem kleinen Reich

Ich sing und tanze her und hin

Vom Kindbett bis zur Leich

Was macht dass ich so furchtlos bin

An vielen dunklen Tagen

Es kommt ein Geist in meinen Sinn

Will mich durchs Leben tragen

Was macht dass ich so unbeschwert

Und mich kein Trübsinn hält

Weil mich mein Gott das Lachen lehrt

Wohl über alle Welt

Dass Du immer wieder dieses flexible Gleichgewicht findest, vielleicht sogar die heitere Gelassenheit eines Hanns Dieter Hüsch, das ist meine Hoffnung, das wünsche ich Dir. Amen.

Gebet (Wochengebet der VELKD)

Wir halten dir unsere Herzen hin, Jesus Christus, wir strecken dir unsere Hände entgegen. Wir wollten dir entgegengehen, wir wollten mit dir laufen und hineinziehen in deine Stadt.

Aber wir können nur mit unseren Herzen zu dir kommen. Nur unsere Sehnsucht ist auf dem Weg zu dir. Nur unsere Gebete. Sie sind alles, was wir haben.

So beten wir für die Kranken für die, denen keine Medizin mehr helfen kann, für die, die einsam sterben, für die, die unter der Last dieser Tage zusammenbrechen. Komm zu ihnen mit deiner Liebe und heile sie.

So beten wir für die Menschen, die in Krankenhäuser und Pflegeheimen arbeiten, in Feuerwachen und Apotheken, in Kitas und Supermärkten, in Laboren und in Ställen, in Ämtern und Gemeinden. Komm zu ihnen mit deiner Freundlichkeit und behüte sie.

So beten wir für die Menschen, die in der Sorge dieser Tage in Vergessenheit geraten, die Flüchtlinge, die Opfer von häuslicher Gewalt, die Verwirrten und Missbrauchten, die Hungernden, die Einsamen. Komm zu ihnen und rette sie.

Wir halten dir unsere Herzen hin und danken dir für den Glauben. Wir danken dir, weil wir zu dir und zueinander gehören. Wir danken dir für die Zeichen der Liebe und Verbundenheit, für die freundlichen Worte, für die Musik. Wir danken dir für dein Wort und deine weltweite Kirche. Wir wollten dir entgegengehen und hineinziehen in deine Stadt.

Und wir erleben es: Du gehst mit uns durch diese Zeit Heute, in diesen Tagen der Passion, und jeden neuen Tag. Amen.

GB 371, 1.6-8 (Befiehl du deine Wege), Paul Gerhardt 1653

1. Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

6. Hoff, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt! Gott wird dich aus der Höhle, da dich der Kummer plagt, mit großen Gnaden rücken; erwarte nur die Zeit, so wirst du schon erblicken die Sonn der schönsten Freud.

7. Auf, auf, gib deinem Schmerze und Sorgen gute Nacht, lass fahren, was das Herze betrübt und traurig macht; bist du doch nicht Regente, der alles führen soll, Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.

8. Ihn, ihn lass tun und walten, er ist ein weiser Fürst und wir sich so verhalten, dass du dich wundern wirst, wenn er, wie ihm gebühret, mit wunderbarem Rat das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat.

Postludium

Bibeltexte zum Nachlesen: Psalm 73; (ergänzend: Matthäus 5,25-34)

Den nächsten Impuls für „Primetime wird zu Praytime“ findest Du am Montag, 6.4.20 auf unserer Homepage www.emk-esslingen.de

Praytime 05: Jericho-Kreiszieher-Aktion in Esslingen, Berkheim und Hegensberg

Von Bernd Ziegler

Die meisten haben das Bild vor sich, wie die Israeliten sieben Tage lang um Jericho ziehen, bis die Mauern der Stadt einfallen. Dieses Bild hat uns Mark Batterson in seinem Buch „Kreiszieher“ (dringende Leseempfehlung!) als Muster vor Augen gemalt, dem wir in unseren Gebeten folgen können, indem wir die unmöglichen Situationen in unserem Leben einkreisen und Gott um sein Eingreifen bitten.

Konkrete Umsetzung: Ich schlage vor, dass die Esslinger am Freitag, 03.04.2020 um 20.15 Uhr den Häuserblock um die Esslinger Kirche, die Berkheimer den Häuserblock um die Berkheimer Kirche und die Hegensberger den Häuserblock um die Hegensberger Kirche betend umkreisen – also zu Fuß, nicht nur in Gedanken!

Wer weiter von einer Kirche entfernt wohnt, kann seinen Gebetskreis natürlich um „seinen“ Häuserblock drehen.

Ein Gebetskreis dauert ca. 5 – 7 Minuten. Ich empfehle daher drei Gebetskreise mit drei Gebets-Überschriften. Beim ersten Kreis beten wir für die Anliegen in der Corona-Krise (Infizierte, schwer Kranke, Ärzte, Pfleger, Immunologen, Krankenhäuser, Lebensmittelläden, Regierende, Kurzarbeit, Umsatzeinbrüche auf Null, bedrückende Angst u.a.). In einem zweiten Gebetskreis bringen wir unsere Gemeinden vor Gott (ausfallende Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen, fehlende Gemeinschaft, Pastoren/Innen, Zukunft der Gemeinden u.a.). Und in einem dritten Gebetskreis bestürmen wir Gott mit unseren privaten Sorgen (Familien, Freunde, Gesundheit, berufliche Probleme u.a.). Dabei gilt: Gott führt weiterhin Regie in allen Bereichen, für die wir beten – auch in Corona-Zeiten!!

Habt ihr`s bemerkt? Gebetskreise ziehen ist das geeignete Gebet in Corona Zeiten! Jede/r betet alleine, in gesunder Umgebung und trifft auf weitere Mit-Beter (die in angemessenem Abstand gegrüßt werden dürfen)! Hätte Mark Batterson die Corona-Krise bereits gekannt, hätte er sein Buch vermutlich mit „Corona-Gebet“ betitelt!

Wer Gebetskreise zieht, rafft sich tatsächlich auf zum Gebet. Wir betonen damit vor Gott und uns selbst, dass wir es ernst meinen! Gleichzeitig ist es eine überschaubare Aktion, die auch für ungeübte Beter leicht umsetzbar ist.

Und nie vergessen: In Jericho sind am Ende die Mauern eingefallen! Also nichts wie hin, wir sehen uns!

Alles abgesagt? Nicht alles!

 
Die Sonne ist nicht abgesagt. 
Das Lachen ist nicht abgesagt.
Die Freude ist nicht abgesagt.
Der Frühling ist nicht abgesagt. 
Lesen ist nicht abgesagt. 
Musik ist nicht abgesagt.  
Solidarität ist nicht abgesagt. 
Träume sind nicht abgesagt.
Hilfsbereitschaft ist nicht abgesagt.  
Reden ist nicht abgesagt.
Glaube ist nicht abgesagt.
Hoffnung ist nicht abgesagt. 
Liebe ist nicht abgesagt.
Beten ist nicht abgesagt.

Quelle: auf der Homepage der evangelischen Kirche gefunden…

… wie wir beten sollen… Praytime 04

von Markus Bauder

Wahrlich, ich sage euch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. (Mt 18,19)

Es war für mich eine interessante Erfahrung, als wir in einem Gebetskreis nach der damals üblichen Sammlung von Gebetsanliegen zu überlegen begannen, was wir denn jetzt eigentlich konkret bitten oder wofür wir konkret danken wollten. Interessant deshalb, weil es öfters eine Weile dauerte, bis wir uns konkret auf ein Anliegen einigen konnten. Zu unterschiedlich waren unsere Vorstellungen, was denn nun der Inhalt einer Bitte sein soll. Und zu sehr beteten wir oft Floskeln und fromme Redewendungen ohne uns darüber im Klaren zu sein, was uns denn wirklich wichtig war.

Daran habe ich mich erinnert, als meine Frau und ich begannen, bei unserer Praytime mitzumachen. Denn, außer Bitten und Dank zu formulieren, sprechen meine Frau und ich über unsere Bitten und unseren Dank. Das finden wir nicht nur eine gute Art zu beten, sondern auch eine gute Art, miteinander über das zu sprechen, was uns jetzt wichtig ist. Jeder, der gerade dran ist, zündet eine Kerze an und sagt, was er jetzt betet. Der andere darf nachfragen, ergänzen, sich anschließen.

Deshalb ist meine Einladung an alle, besonders aber an diejenigen, die nicht alleine beten: denkt über Eure Bitten und Euren Dank nach. Und, wo Ihr nicht alleine seid, sprecht über Eure Bitten und Euren Dank. Was genau ist Euch wichtig und was genau wollt Ihr Gott sagen. Denn, „wenn zwei unter euch eins werden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren.“

Wir beten für …

Wir danken für …

Abschluss:

Du, ewiger und allmächtiger Gott bist unsere einzige Hoffnung.

Unsere Seele ist unruhig, bis sie Ruhe findet in dir.

Tief wie das Meer, hoch wie der Himmel ist das Geheimnis deiner ewigen Gegenwart.

Unergründlich ist deine Macht, unausschöpflich ist deine Liebe.

Unvorstellbar ist unsere Zukunft in deinem Reich.

Ehre, Preis und Anbetung sei dir, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen

(aus: EmK-GB Nr.759, letzter Abschnitt)

Praytime 3

von Monika Kümmerer

Auch heute Abend treffen wir uns wieder, um miteinander, füreinander und für diese Welt zu beten.

Wir wollen das tun, in der festen Gewissheit, dass Jesus Christus uns untereinander verbindet, wo immer wir gerade sind. Wir sind in der Passionszeit unterwegs, in der Zeit, in der Jesus den Weg nach Jerusalem gegangen ist; vermutlich ohne genau zu wissen, was auf ihn zukommen wird, und doch in der Gewissheit, dass er seinem Ende entgegengeht.

Für uns wird es wieder eine Zeit nach Corona geben, doch jetzt, in dieser kritischen Zeit, können wir uns in besonderer Weise an ihn wenden, er weiß, wie es uns gerade geht:

Jesus Christus, wir kommen zu dir, gemeinsam als Brüder und Schwestern der EmK Esslingen, als Bürger dieses Landes, als Menschen dieser Welt.

Wir kommen vor dich, weil wir glauben, dass du weißt, was es heißt, einer völlig offenen Zukunft entgegenzugehen; du kennst die Angst, die Sorge, die Unsicherheit die viele von uns in den Gemeinden, viele Menschen in unserem Land gerade umtreiben.

Du hast gesagt: „In der Welt habt ihr Angst, doch seid getrost, ich habe die Welt überwunden“.

Wir vertrauen dir, dass du da bist, uns kennst und siehst und uns gerne diesen Trost geben möchtest. So bitten wir dich ganz konkret für:

weiterhin gute Kontakte untereinander, für gute Gespräche, achtsame Aufmerksamkeit, Anteilnahme aneinander, die auch jetzt noch möglich ist;

für die Menschen, die alleine leben;

für alle, die durch diese Krise in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen,

für die älteren und besonders gefährdeten Menschen um Schutz;

Welche Menschen fallen uns konkret dazu ein, in unseren Gemeinden, in unserer Umgebung?

So nennt sie mit ihren Namen und bringt sie so vor Jesus.

Besonders lasst uns heute auch beten für die Familien, die auf ungewohnte Weise zusammen sind:

um große Achtung voreinander, für Freude aneinander, an der gemeinsamen Zeit jetzt;

um gute Beziehungen der Paare untereinander, um gute Konfliktlösungen und Verständnis füreinander in schwierigen Situationen;

um Bewahrung der Kinder vor zu viel Medienkonsum und Inhalten, die ihnen schaden;

um Bewahrung vor Gewalt, wenn Konflikte nicht angemessen gelöst werden können;

für alle Alleinerziehenden um besonders gute Nerven und gute Ideen, die Zeit mit ihren Kindern gut zu gestalten;

für alle, die unter der Doppelbelastung von Familie und Beruf leiden, besonderes in den Pflegeberufen und bei den Ärzten;

für gute Lösungen bei der Betreuung der Kinder;

Segen: Herr, segne uns und behüte uns,

          Herr, lass dein Angesicht, leuchten über uns

          und sei uns gnädig,

          Herr, erhebe dein Angesicht über uns

          und gib uns Frieden.

Lied: „Wer nur den lieben Gott lässt walten, und hoffet auf ihn allezeit“ GB Nr.367

Amen

Bitte melden

Kontakt halten, herstellen, pflegen… Das ist, glaube ich, in diesen Tagen, immens wichtig. Gerade jetzt, wo wir Gemeinschaft nicht mehr so leben können wie wir das gewohnt sind. Ich kann mich noch erinnern, früher da gab es mal einen Werbespruch der Post: Ruf doch mal an.

Machs einfach. Ich rufe gerade auch täglich Leute an. Das ist interessant und spannend. Dich oder Sie habe ich vielleicht noch nicht angerufen? Du oder Sie können es gerne auch mal bei mir versuchen…

Natürlich ist es nicht dasselbe als wenn wir uns persönlich, physisch treffen. Manche sagen mir in letzter Zeit am Telefon „ich vermisse die Gemeinde schon…“ Trotzdem ist es natürlich viel besser als gar keinen Kontakt zueinander zu haben.

Ich persönlich finde das schon eine wirkliche Schwierigkeit und Herausforderung, denn Gemeinschaft ist für mich eines der wesentlichen Elemente christlichen Glaubens. Viele Worte Jesu machen ohne Gemeinschaft, ohne dass es andere Menschen gibt, gar keinen Sinn. Z.B. „daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger*innen seid, dass ihr Liebe untereinander habt.“ (Joh 13,35). Natürlich kann man sagen, dass man das auch leben kann, wenn man sich nicht sieht oder begegnet. Auf Entfernung gewissermaßen. Aber dass es nicht dasselbe ist, weiß jedes (Liebes)Paar, das sich einige Zeit nicht treffen kann.

Vermutlich entdecken wir gerade so altmodische Dinge wie richtig telefonieren. Sogar lange telefonieren. Oder sind erfreut darüber, dass in vielen Fällen nicht der Anrufbeantworter anspringt, weil Menschen tatsächlich erreichbar sind.

Wir entdecken möglicherweise, dass soziale Netzwerke trotz ihrem schlechten Ruf gar nicht so schlecht sind.

Ich bin sehr gespannt, welche Erfahrungen wir gemacht haben werden, wenn sich diese schwierige Zeit in eine neue Zeit gewandelt hat und wir uns fragen, wie wir nun weitermachen. Vielleicht haben wir sogar neue Formen von Gemeinschaft gefunden, die wir weiter nutzen wollen.

Ich bin gespannt. Und bis dahin: ruf doch mal an.

Markus Bauder

Auf ein Wort: Coronatimes

von Stefan Harrer

Corona hat momentan unsere Welt fest im Griff. Unser Leben hat sich binnen Tagen verändert und ist nicht mehr so, wie wir es kannten. Fast ohnmächtig spüren wir unsere Grenzen. Wir müssen auf Vieles verzichten, wodurch unsere Sehnsucht umso mehr zu spüren ist. Wir leben Gemeinschaft entdichtet, auf Abstand, wir leben veranstaltungsfrei, von einer Absage zur nächsten. Alle Gottesdienste sind mittlerweile verboten. Aber nicht alles ist abgesagt. Vieles war und bleibt für immer angesagt: Zuwendung und Zusammenhalten, Lächeln und Freundlichkeit, Phantasie und Musik, und für immer Glaube, Hoffnung und Liebe. Auf ein Wort: wir sind fest überzeugt, dass Gott größer ist als das Coronavirus. Und wir haben die einzigartige Möglichkeit, uns durch Gebet mit Gott zu verbinden, der nie versiegenden Quelle unseres Lebens. Also Kopf hoch, zum Himmel. Es gibt keinen Sturm in unserem Leben, den Gott nicht stillen könnte. Ich grüße Sie mit einem alten, zeitlosen Songtext von Hella Heizmann nach Psalm 91,11, leicht von mir an die momentane Situation angepasst und ergänzt: 

Denn er hat seinen Engeln befohlen

Wer auf Gott vertraut,
Braucht sich nicht zu fürchten
vor den Träumen der Nacht und in der Krisenzeit.
Er darf mit Hoffnung in den neuen Tag gehen.

Wer auf Gott vertraut, darf sich sicher wissen
In den Händen der Liebe, die ihn halten.
Er darf mit Freude Gottes Hilfe sehen.

Wer auf Gott vertraut, kennt den Regenbogen,

der nicht vor, sondern nach dem Sturm erstrahlet

denn bei Gott währt kein Dunkel ewig.

Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir,
Dass sie dich behüten.
Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir,
Dass sie dich beschützen Tag und Nacht.

Bischofswort

Bischof Harald Rückert hat sich auf www.emk.de zur aktuellen Situation zu Wort gemeindet. Seine Botschaft kann als Video geschaut oder als pdf runtergeladen, gelesen und gegebenenfalls auch weitergegeben werden.Außerdem finden sich auf der offiziellen Emk.de-Seite auch viele weitere gute und sinnvoll Tipps und Hinweise. Z.B. auch zu Online-und TV-Gottesdiensten.Oder Aktionen für Jugendliche.Wir sind froh über alle Anregungen und Rückmeldungen.Gott befohlen in diesen schwierigen und spannenden Zeiten und bleibt gesund!

Herzliche Grüße Markus Bauder