Pilger sein

Pilgern ist „in“. Nicht zuletzt deshalb laden wir an unseren Offenen Abenden im Oktober in Berkheim zum „pilgern“ ein. Aber was ist pilgern eigentlich?
Christoph Kühn, katholischer Priester in Eichstätt formulierte einmal so: „Pilgern ist geistig durchdrungenes und zielgerichtetes Gehen, das ein Überdenken der eigenen Ausrichtung anstößt und in letzter Konsequenz zur personalen Veränderung führt“. Ein anderer drückt es so aus: „Pilgern war immer der Beginn eines großen Abenteuers mit ungewissem Ausgang, aber zumindest mit einem klaren Ziel: das Heil für die Seele zu finden. Pilgern hat Menschen zu allen Zeiten fasziniert und verändert. Es verhilft vielen neu oder ganz anders zum Glauben an Gott; es erweitert Horizonte und fördert das Staunen“. Man könnte auch sagen Pilgern ist „Beten mit den Füßen“. Pilger verstehen sich auf einem Weg zu sich selbst und zu Gott.
Rein sprachlich bedeutet „Pilger sein“ sich als „Fremdling“ verstehen und meint Menschen, der aus religiösen Gründen zu einem bestimmten Ort hin aufbrechen. Vom Pilgern kommt der Spruch „der Weg ist das Ziel“, denn einerseits kennt der Pilger zwar ein Ziel, andererseits ist der Weg mindestens so wichtig wie das Ziel. Und für viele Pilger ist der Weg das eigentlich Wichtige an ihrer Reise.
Anselm Grün sagt: „Pilgern heißt, den Weg der Sehnsucht zu gehen. Diese Sehnsucht zeigt mir, dass in mir etwas ist, das diese Welt übersteigt. Im Pilgern komme ich in Berührung mit meiner Sehnsucht. Sie ist die Spur, die Gott in mein Herz gegraben hat. Um sie zu fühlen, folge ich den Fährten, die andere Pilger in diese Welt eingegraben haben“.
Interessant ist auch eine Bemerkung die ich auf die Frage, wo denn der berühmte Jakobsweg beginnt, gelesen habe. Die Antwort in Spanien lautet: „El camino comienza en su casa“ (Der Weg beginnt in deinem Haus).
Pilgern heißt also, sich mit Gott auf einen Weg begeben. Dazu lade ich uns alle ein. Nicht nur beim „Pilgern auf Irisch“, sondern überhaupt und generell. Dass wir uns als Christen und Gemeinden als „auf einem Weg“ erkennen und immer wieder bereit sind, Altes zurückzulassen und uns auf Neues einzulassen. Der Spur Gottes folgend…

(veröffentlicht in Gemeinde aktuell Oktober 2014)